Brückenkurs mit integrierter Mathe-App im Übergang Schule-Studium

Ziele der Neukonzeption des Brückenkurses an der Hochschule Offenburg: Hoher Anteil an aktivem Üben mit Unterstützung von individuellen Lernwegen und Lerntempo. Positive Einstellung zum Üben und motivierendes Lernklima fördern. Individuelle Präferenzen bzgl. des Lernstils unterstützen (Einzel-, Partnerarbeit berücksichtigen). Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen den Kurs nicht aus Überforderung vorzeitig abbrechen. Einstiegsmöglichkeit gegliedert nach unterschiedlichen Niveaus. Für jene, denen die Präsenzzeit nicht ausreicht, nahtlos ein Coaching für das Weiterüben bieten. Hinführung zu selbstbestimmtem Lernen, Mathematik sprechen lernen.
Zunächst wurde ein Aufgabenpool für den Übergang von Schule zu Studium entwickelt, der sich eng an den Empfehlungen des Anfang 2013 veröffentlichten Mindestanforderungskatalogs Mathematik (MAK) des COSH-Arbeitskreises orientiert. Eine wesentliche Leistung des MAK ist, dass die Eingangsvoraussetzungen für Mathematik hochschulübergreifend als Lernziele und Beispielaufgaben formuliert werden und die Schnittstellen zu den aktuellen Bildungsplänen verschiedener Schulformen transparent werden. Dieser Katalog entstand in Baden-Württemberg, fand jedoch bundesweit Beachtung.
Für Projekte zur Unterstützung des MAK wird z. B. durch die GHD Baden-Württemberg gebeten. Auch die Hochschule Offenburg engagiert sich im COSH-Arbeitskreis.
Das hier vorgestellte Projekt kann als mobile learning Antwort auf den MAK interpretiert werden. 500 Aufgaben zur elementaren Algebra (Bruchrechnung, Potenzen, Wurzeln, Logarithmus, Betrag, Gleichungen, Ungleichungen, Anwendungsbeispiele aus Wirtschaft bzw. Technik), Geometrie, Grundlagen zu Funktionen und Differential- und Integralrechnung wurden als "Vorbereitungskurs" in die Mathe-App MassMatics integriert.
Mit leichten Aufgaben wird Unter- und Mittelstufenstoff gefestigt und dann schrittweise hin zu ersten Themen bzw. Niveaus der Mathe1-Vorlesung (leicht, mittel, schwer) geführt.
Die Einbindung der Mathe-App in ein didaktisches Gesamtkonzept wurde an der HS Offenburg durch ein Team aus Mathematik-Professoren, e-Learning und m-Learning Experten sowie Pädagogen entwickelt. Nach dem Leitgedanken des "Shift from Teaching to Learning" entstand ein lernerzentriertes Kurskonzept.
Die Dozentin oder der Dozent hält sich beim Üben eher im Hintergrund motiviert zum Auffinden von Regeln und Heuristiken und zum Diskutieren über Lösungswege in Partnerarbeit. Durch den eCoach entsteht eine breite Aktivierung, auch der Schwächeren. Förderung, Schwierigkeiten zu versprachlichen: "Bei Tipp 3 komme ich nicht weiter, weil…" Hilfestellungen und Klärung von theoretischen Fragestellungen im Plenum finden nur dort statt, wo sie aufgabenbezogen notwendig werden. Ein integriertes Feedbacksystem ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung. Ausführlichkeit des Coachings festigt Vertrauen in Machbarkeit (wichtig in Studieneingangsphase).
Der mobile Ansatz erlaubt, die ca. 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Präsenz-Kurses in normalen Klassenräumen ohne PC-Ausstattung mit e-Learning vertraut zu machen und unterstützt die Flexibilisierung von Übungszeit und -ort über die Präsenzzeit hinaus.
Obwohl für das Brückenkurs-Konzept die mobile Nutzung als App (auch offline) im Vordergrund steht, ist wichtig, dass darüber hinaus als Alternative ein Browser-Zugang (im Fall der HS Offenburg per e-Learning-Plattform Moodle) unterstützt wird. Dies ermöglicht Zugänglichkeit für alle Studierenden, in "mobilen" Einsatzszenarien zumindest bei Verfügbarkeit von Laptops.
Auch für den Einsatz an Schulen (siehe "Ausblick") kann die Browser-Variante Bedeutung haben, falls Smartphones bzw. Tablets nicht ausreichend zur Verfügung stehen bzw. in der Schule nicht erwünscht sind.
Das primäre Ziel, Abbruch des Präsenzkurses aufgrund von Überforderung zu reduzieren, wurde erreicht. Der Anteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mindestens drei von acht Kurstagen (teilweise entschuldigt) gefehlt haben, hat sich auf 13 % reduziert. Der Vergleich mit dem Eingangstestergebnis lässt keinen Zusammenhang zu einer Über- oder Unterforderung ableiten. Die Dozenten betonen v.a. die im Vergleich zu den Vorjahren sehr viel konstruktivere, angenehmere Arbeitsatmosphäre mit positiver Einstellung zum Üben. Die Aufforderung, zum Brückenkurs Smartphone mitzubringen und sich vorab eine Mathe-App zu installieren, führt gleich zu Beginn des Studienstarts zu einem kleinen Überraschungseffekt und assoziiert ein modernes Lernangebot. Dadurch wird dem eher ungeliebten Mathe-Lernen ein positiver Start gegeben. Durch die inhaltliche Orientierung am hochschulübergreifenden Mindestanforderungskatlog Mathematik des COSH-Arbeitskreises entstand eine Lösung, die jeder Studienanfängerin bzw. jedem Studienanfänger zur Vorbereitung auf das Studium nutzen kann (auch ohne Präsenzkurs), die zu den Brückenkurs-Inhalten vieler Hochschulen passt und für die aktuell schon Kooperationsprojekte mit Schulen starten. Das vorgestellte didaktische Gesamtkonzept für den Übergang von Schule zu Studium wurde Sieger beim European Award for Technology Supported Learning in der Kategorie Didaktik (eureleA 2014).
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